Auf den Spuren meiner Highland Vampire, 7

Als wir an diesem 13. Juni 2015 um 08:30 Uhr aufstehen, duftet es von unten schon wieder nach Kaffee und Rührei mit Bacon.
Jane und Michael sind schon wieder am routieren..halt …Jane ist am routieren. Michael sagt, dass er routiert. Sehr köstlich folgende Situation:

Wir sitzen mit einem netten Kerl aus Manchester (der jetzt dann mit dem Mountainbike auf den Ben Nevis fahren will …..) und einem jungen Ehepaar aus Hongkong am Tisch. Jane brutzelt Eier und Bacon, erwärmt Baked Beans, toastet Brot, schneidet Obst auf….
Michael sitzt an seinem Schreibtisch und  passt auf, dass sie auch ja alles richtig macht.
Michael:“Wisst ihr, ich mache ja jeden Tag Frühstück.“
Jane: „………“
Michael: „Ist ab und an etwas anstregend, aber es ist cool, viele Menschen zu treffen.“
Jane: „………..!“
Michael: (nimmt einen großen Schluck von seinem Tee und rollt mit dem Stuhl etwas zurück) „Habt ihr alles was ihr braucht? Fehlt etwas?“
Jane:“……………..!!“
Das Telefon klingelt. Michael nimmt etwas entnervt ab: „Ja? Nein, das geht jetzt nicht, ich bin zu beschäftigt. Ich mache Frühstück. Versuch es später, okay?“ (legt auf)
Jane (hebt den Blick, seufzt): „…….ja, er macht Frühstück…“
Michael: „Und wo wollt ihr jetzt hin?“
Steffi: „Zum Leuchtturm von Ardnamurchan“
Michael: „Dort ist es wunderschön. Ist auch nicht allzu weit. In zwei Stunden seid ihr dort.“

Schon klar, dass ich mir jetzt den Kommentar erst mal spare 🙂

Nur sehr ungern, verabschieden wir uns von Jane und Michael, nicht ohne zu versprechen, das wir wieder kommen…mit englischen Büchern *hinthinthint*

Wir sehen uns das alles auf der Karte an und stellen fest: Ist ne nette Strecke, aber erst mal frisch voran. Auf der engen Straße nach Fort William kommt uns ein Auto entgegen. Die Frau kann nicht rückwärts fahren. Touris!! Ich fahre zurück und mein Seitenreifen verschwindet im Schlamm. Der Sharan ist eine Wucht und arbeitet sich tapfer wieder aus dem Morast. Mein Problem ist gerade ein ganz anderes. Nachdem wir durch halb Schottland gefahren sind, müssen wir das erste Mal tanken. Wo war gleich wieder der Tankdeckel?? Diesel fahren ist echt cool! Mit der Fähre überqueren wir den Loch Linnhe und dann geht es ab in Gegenden, die wir eigentlich gestern vom Zug aus hätten sehen sollen.

Ich bin ziemlich geplättet! Es ist sowas von kitschig schön, dass es fast schon weh tut. Noch sind die Straßen echt passabel und als wir mal wieder um eine Ecke fahren liegt vor uns ein Fischerdorf, das mich spontan zu dem Ausruf: „Whaa, Cabot Cove (Mord war ihr Hobby)“ veranlasst.“ Wir halten am Straßenrand und filmen dieses Idyll. Als ich die Kamera wieder verstaue, fällt mein Blick auf den linken Vorderreifen. Oha! Ganz so harmlos war unser erzwungener Ausflug in den Matsch wohl doch nicht. Unsere Radkappe hatte wohl die Nase voll von den Torturen und hat sich klammheimlich davon gemacht. Ich hätte mich schon gerne von ihr verabschiedet – nach über 1.000 Kilometern!!

Wenig später endet unsere Straße abrupt und geht über in eine…na…genau, eine single track road. Und was für eine! Sehr eng und sehr bergig, mit „blind summits“ vom Feinsten. Die Straßenränder waren abgefahren und teils ging es neben uns dann mal locker an die 20 Meter runter. Zum anschauen höchst romantisch, mit Schafen und Lämmchen und tollen Ausblicken – zum Fahren…….Kurz: Diese Straße zog sich grob 2 Stunden durch eher wenig bewohnte Landschaften.
Memo an mich: Dringend mit Michael über Zeitangaben sprechen!

Schaaaaafe :-)

Schaaaaafe 🙂

Ich musste kurz anhalten, um das coolste Schaf Schottlands abzulichten (Steffi liebt Schafe!! „Oh, Schafe!!“), dann ging es weiter in Richtung Leuchtturm von Arndamurchan.

 

 

 

 

 

Als wir den erreichen, ist das ein ziemlich schönes Gefühl. Zugegeben, ich bin echt stolz auf mich, dass ich das mit dem Auto und den Strecken dort ohne Unfall und ohne Probleme (Radkappen zählen nicht!!) geschafft habe.

Ardnamurchan, am Ende der Welt, 2015

Ardnamurchan, am Ende der Welt, 2015

Am Leuchtturm klettern wir begeistert über die Klippen und unten donnert das Meer gegen die Felsen – der westlichste Punkt des schottischen Festlandes! Steffi dreht ihr Video, denn genau SO einen Leuchtturm gibts eben auch in Absecon und ich würde mich am Liebsten auf die Klippen setzen und stundenlang nur auf das Meer hinaus schauen.

Wir behalten beide im Hinterkopf, dass dort auch ein schöner Ort für das Autoren-Cottage wäre (Nur im Sommer, denn Herbst und Winter bin ich ja auf meiner Finca auf Mallorca *grins*). Praktisch veranlagt wie wir sind, bedenken wir allerdings auch, dass es weit und breit keine Läden gibt:

„Wenn du da beim Wocheneinkauf das Klopapier vergisst, bist du echt angearscht! Hey, Sweetheart, fahr doch mal schnell Klopapier und Brötchen holen!“
„Aber sicher, Luv, ich bin dann in 6 Stunden wieder zurück.“
Ich weiß ja nicht!

Wir flirten noch ein wenig mit den Haushunden des Lighthouses, essen einen Schoko-Chip-Cookie ehe wir auch schon wieder aufbrechen müssen. Bis 18:00 Uhr sollten wir im Heatherbank Guesthouse in Upper Scotstown sein. Der Rückweg erscheint mir noch länger, aber irgendwann kommen wir zurück in die Zivilisation und vorbei an Lochs und Dörfern, die allesamt direkt aus „Outlander“ stammen könnten. Wieder mal fahren wir etwa zwei weitere Stunden später an einem herrlichen See vorbei.

Steffi: „Schau mal, ein weißes Häuschen.“
Gaby: „Das ist wohl eher ein Schlösschen.“
Steffi: „Egal, es ist weiß und es steht am Ufer eines Sees. Da nehm ich alles!“
Dazu muss man wissen: An jedem See steht, so als habe der schottische Fremdenverkehrsverband es mit Absicht dahingebaut, das berühmte weiße Haus/Cottage. Zugegeben – ich hätt auch gern so eins *träum*

Die Straße zum Guesthouse ist abenteuerlich und wir hegen schon vage Befürchtungen was uns erwarten wird. Meine Augen bringen mich schier um und ich sehne das Ende dieser Etappe herbei. Endlich, mitten zwischen Weiden und Hügel ist es dann. Und es ist ein Traum. Pippa begrüßt uns mit frisch gebackenem Bisquitkuchen, dazu gibts Tee und Pralines 🙂

"Knuffelbett", Heatherbank Guesthouse

„Knuffelbett“, Heatherbank Guesthouse

Langt leider nicht ganz gegen den Hunger nach 10 Stunden und so rät Pippa uns erfreut, doch hinunter in den CoffeeShop des Kulturzentrums zu gehen. Sie ruft sogar für uns dort an.
„That’s walking Distance, only 20 minutes!!“

40 Minuten später … (!! schottische Zeitangaben!!) sitzen wir im Restaurant und bekommen schottische Hausmannskost, wobei ich Steffi heute noch um den frisch geräucherten Lachs beneide.
Als es gerade anfängt zu dämmern verlassen wir den CoffeeShop und gehen zurück…okay, wir versuchen es, denn müde wie wir waren, sind wir erst mal falsch abgebogen.
Steffi: „Sag mal, war das vorher nicht viel anstrengender?“
Gaby: „Keine Ahnung. Vielleicht haben wir was gegessen, das total stark macht.“

Haben wir nicht! Kleinlaut kehren wir um und nehmen die richtige Abzweigung. Da war er dann – der steile Weg nach oben. Wir haben ihn irgendwie geschafft und ich muss zugeben, die Gegend hatte was, als noch der letzte Sonnenhauch durchkam und gleichzeitig Nebel aufstieg. Rosa Nebel über den Highlands!! Ey, muss ich mehr sagen? Hätte eigentlich nur noch Steward MacFarlane gefehlt *räusper*.
Dann allerdings freute ich mich nur noch auf mein herrlich bequemes Bett und vorab ne heiße Dusche.

Am nächsten Tag sollte dann ein ganz besonderes Kapitel der schottischen Geschichte auf dem Programm stehen.